Sehr geehrte Damen und Herren,                                                                                             Augsburg 05.04.2010

 

nachdem sehr viele User mich auf ein persönliches Statement bezüglich Commerzbank gebeten haben,

habe ich mich dazu hinreißen lassen, meine persönliche Sichtweise über die Zusammenhänge,

Lösungsmöglichkeiten, Zukunftsperspektiven zu äußern.

Wie es bekannt ist, ist die Fundamentale Analyse nicht mein Betätigungsfeld und ich hoffe Ihr habt

Verständnis wenn ich etwas Oberflächlich in diese eindringe.

Es soll weder etwas Beweisen noch entkräften, diesbezüglich stehen mir viel zu wenige Informationen.

 

Die Commerzbank gehört zu den Banken, die in der Finanzkrise durch die Bereitstellung von

Hilfskrediten (~18 Mrd. €) durch den Staat gerettet wurde.

An die Bereitstellung dieses Kredits sind bestimmte Bedingungen geknüpft:

 

1.       Dieses Geld wird ab erreichen von schwarzen Zahlen in der Bilanz, mit ca. ~9,0 % verzinst,

2.       Der Staat bekommt eine Sperrminorität von 25 % + 1 Aktie.

3.       Die Managergehälter werden bis zur vollständigen Tilgung dieses Kredits begrenzt.

 

Nun ist die Frage , wie soll da zurückbezahlt werden ?

In der Bilanz der Commerzbank, die in den letzten Jahren eine viel zu teuere Übernahme der Eurohypo verkraften musste,

eine Übernahme der Dresdner Bank abgeschlossen hat, lasten diese Kosten und Auswirkungen bis heute schwer,

besonders natürlich in Zeiten der Finanzkrise.

 

Eine Zahlung der Zinsen (1,5 Mrd. €) , kann ich mir für die nächsten Jahre zwar vorstellen, aber die Tilgung

des immensen Schuldenbergs kann ich mir nicht vorstellen, da die Commerzbank in Ihrem besten Jahr

ca. 2 Mrd. € verdient hat.

Jährliche Verzinsung 1,5 Mrd. €                              Reingewinn Rekordjahr 2,00 Mrd.€

Als eine Dauerlösung kann dieser Umstand nicht sein, da es im besten Fall Jahrzehnte dauern würde.

  

Exit Lösung der Commerzbank - ohne Lösung 

Die Commerzbank hat eine Kapitalerhöhung mit der Erhöhung des Grundkapitals bis 50% angekündigt.

Eine Kapitalerhöhung hat zur Folge, dass eine Verwässerung des bestehenden Aktienkapitals stattfindet,

daher ist so eine Maßnahme im allgemeinen negativ aufzunehmen, aber nicht in diesem Fall,

da Sie als Ziel, die Änderung eines schon sehr negativen Umstandes (Staatskontrolle) hat und überlebenswichtig ist.

Kapitalerhöhung 590 Mio. Aktien = 50 % Grundkapital

Die Commerzbank hat auch noch die Ausgabe von Wandelanleihe und Genussrechten im Wert von 4 Mrd. € angekündigt.

Wandelanleihe + Genussrechte = 4,00 Mrd. €

Ich bin der Meinung, dass die von Herrn Blessing vorgeschlagenen Instrumente, so nicht ausreichend sind,

das wird er auch wissen, da das Ergebnis zur Zeit nicht auf die 18 Mrd. € hinführt, welches doch beabsichtigt werden sollte.

Eine Kapitalerhöhung würde bei dem jetzigen SK von 6,379 € zu ~3,80 Mrd. € einnahmen führen.

Ergebnis: Kapitalerhöhung 3,80 Mrd. € + Wandelanleihe 4,00 Mrd. € = 7,80 Mrd. € = Exit Lösung ohne Lösung

 

Einzig theoretische Möglichkeit der Entschuldung !

Für mich gibt es nur eine theoretische Lösung aus diesem Dilemma.

Die Senkung der risikobehafteten Vermögenswerte/Kredite im Wert von ca. 100 Mrd. €, und zwar ohne Verluste.

Die Kernkapitalquote (derzeit ~ 10% bei Commerzbank) würde sich rechnerisch erhöhen und das daraus frei werdende

Kapital von ~ 10 Mrd. € könnte für die Tilgung verwendet werden.

Kapitalerhöhung mind. 3,80 Mrd. € + Wandelanleihe 4,00 Mrd. € + Reduzierung Risiko 10,00 Mrd. € = 17,80 Mrd. €

Natürlich würde sich der Kurs der Commerzbank, bei so einem Erfolg sehr positiv entwickeln, die Kapitalerhöhung

müsste dann auch nicht in vollen Umfang ausgeführt werden.

 

Leicht gesagt, als getan.

Wer aber sollte diese Problemwerte ohne Abschlag kaufen ?

Als ich einen Freund (Fondsmanager) dazu befragt habe, ob es möglich wäre diese Risikopapiere ohne Verlust zu verkaufen,   sagte er, dass es sehr unwahrscheinlich ist.

Im Moment fällt mir nicht ein, wer dies machen könnte... oder doch, die HRE war doch in der Vergangenheit für solche

„guten Geschäfte“ immer zu haben...aber, sie ist jetzt zu 100 % in Staatsbesitz, geht es dann nicht ?...J Warum nicht... ?

 

Der Staat wird, falls es bei der Commerzbank zu einer mehrjährig andauernden Tilgung kommen sollte, (so wird es auch kommen, wenn die Reduzierung des Risikos nicht stattfindet) jedes Jahr real mind. 500 Mio. € an Verzinsung verlieren (Staatsanleihen 3 %) Ich kann mir vorstellen, dass der Staat ein Interesse daran hat, dass die 2. größte deutsche Bank schnell aus der Krise kommt, nicht nur weil man an Ihr mit 25 % beteiligt ist J, auch weil sonst die Commerzbank im internationalen Vergleich endgültig abgeschwächt und abgeschlagen wäre.

Vielleicht kann man die Richtlinien der EU so geschickt umgehen, das dann auch die HRE ihr Daseinsberechtigung hat.

 

Worst Case:

Ich kann mir natürlich auch ein worst case vorstellen, dieser würde so aussehen:

Keine positiven- oder schlechte Nachrichten beeinflussen den Kurs negativ, die Kapitalerhöhung kann bei HV nicht durchgesetzt werden,

Wandelanleihe bringt nicht den gewünschten Erfolg, Rating Agenturen Stufen Commerzbank ab und und und....

 

Zukunftstheorien

Fall 1 nur mit Kapitalerhöhung + Wandelanleihe:             jahrzehnte lange Tilgung, schwache Bank, Keine Exit Lösung

Fall 2 mit Kapitalerhöhung + Wandelanl. + Risikored. :  schnelle Tilgung, sanierte starke Bank, mehr Steuereinnahmen

Fall 3 worst case:                                                         wenig Chancen-Chancenlos                                          

 

Zur Theorie

Ich weiß zwar nicht ob dies eine waaghalsige Theorie ist, ob sie als Gedanke gut oder schlecht , machbar oder absurd

ist, zumindest ist es eine theoretische Möglichkeit, die ich, im Gegensatz zu Herrn Blessing, mit meinen geringen fundamentalen Kenntnissen über die Commerzbank für mich durchspielen kann.

Man sollte Herrn Blessing nicht unterschätzen, er gehört zu den besten Bankern in Deutschland. Ich lese immer wieder,

das er die Probleme bei der Commerzbank verschuldet hat. Fakt ist, das die Übernahme der Eurohypo vor seiner Zeit war,

und die weichen für die Übernahme der Dresdner Bank schon vor seinem Amtsantritt gelegt waren.

Er hat bestimmt noch einige Asse im Ärmel und verfügt über alle erforderlichen und machbaren Informationen.

Es wird sich zeigen, ob er dieser Herausforderung gewachsen ist oder nicht. Ich meine, ja.

 

 

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