Optionsschein/Warrant

Der Warrant (Optionsschein) ist ein rechtlich selbständiges, an der Börse gehandeltes Wertpapier, das ein Optionsrecht verbrieft. Somit sind Warrants rechtlich betrachtet als Kassamarktprodukt zu behandeln.

Das Optionsrecht besteht darin, während einer bestimmten Laufzeit (amerikanische Warrants) oder zu einem genau bestimmten zukünftigen Termin (am Ende der Laufzeit bei europäischen Warrants) eine festgelegte Menge des zugrundeliegenden Instrumentes (Basiswert, Underlying) in einem bestimmten Optionsverhältnis zu einem im voraus festgelegten Preis (Basispreis, Strike) zu kaufen (Call-Warrant) oder zu verkaufen (Put-Warrant).

Der Verkäufer (Emittent) des Warrants trägt das einseitige Ausübungsrisiko und wird deshalb auch als Stillhalter bezeichnet. Dieser Umstand bewirkt die typische asymmetrische Risikoverteilung zwischen Stillhalter und Warrantinhaber.

Für sein freies Wahlrecht hinsichtlich der Ausübung muss der Warrantkäufer dem Emittenten einen entsprechenden Preis - die Optionsprämie - zahlen. Der Emittent des Warrants verpflichtet sich im Gegenzug, dem Warrantinhaber den Basiswert zum vereinbarten Preis zu liefern (Call-Warrant) bzw. abzunehmen (Put-Warrant) oder die Differenz zwischen Basispreis und dem aktuellen Marktpreis auszuzahlen. Dieser sogenannte Barausgleich (Cash-Settlement) wird in den Emissionsbedingungen festgelegt und ist insbesondere bei physisch nicht lieferbaren Basiswerten - wie z.B. Indizes - die Regel.

Art der Ausübung - Barausgleich vs. physische Lieferung

Der Inhaber eines Warrants ist je nach Optionsschein-Bedingungen dazu berechtigt, vom Emittenten einen Barausgleich oder die physische Lieferung des zugrunde-liegenden Basiswertes gegen Zahlung des Basispreises zu verlangen. Bei den meisten Neuemissionen von Covered Warrants wird die physische Lieferung des Underlyings ausgeschlossen und stattdessen von vornherein ein Barausgleich fixiert (d.h. die Zahlung des Differenzbetrages zwischen dem aktuellen Kurs des Underlyings am Ausübungstag und dem Basispreis). Damit werden die mit der physischen Lieferung für den Investor verbundenen Transaktionskosten vermieden.

Klassische Aktien-Warrants hingegen berechtigen den Warrantinhaber stets zum Erwerb von Aktien des emittierenden Unternehmens.

 

Bezugsverhältnis

Das Bezugsverhältnis ist der festgelegte Betrag bzw. die Anzahl der Basiswerte, die pro Warrant bezogen oder veräußert werden können.

Ein Bezugsverhältnis von z.B. 5:1 besagt, dass fünf Warrants zum Bezug einer Aktie erforderlich sind. Hingegen bedeutet umgekehrt ein Optionsverhältnis von 1:2, dass pro Warrant zwei Aktien bezogen werden können.

Das Bezugsverhältnis bleibt in der Regel während der Optionslaufzeit konstant. Ausnahmen können Aktien-Warrants bilden, wenn das Optionsverhältnis bei Kapital-maßnahmen des zugrundeliegenden Unternehmens (wie z.B. Kapitalerhöhung, Kapitalherabsetzung oder Umstellung des Nennwertes der Aktie) entsprechend angepasst wird, um den Warrantinhaber nicht zu benachteiligen.

Das Bezugsverhältnis von Zins- und Währungs-Warrants gibt den in den Options-bedingungen vertraglich festgelegten Betrag eines Basiswertes an, der dem Warrant zugrunde liegt. Bei Währungs-Warrants ist dies der Devisenbetrag, bei Zins-Warrants der Nennbetrag. Mit steigendem Optionsverhältnis nimmt naturgemäß der Preis des Warrants ab. Um ihre Warrants optisch billig erscheinen zu lassen, sind viele Emissionshäuser bewusst dazu übergegangen, hohe Optionsverhältnisse zu wählen.

Um Warrants mit unterschiedlichen Optionsverhältnissen miteinander vergleichen zu können, ist es daher sinnvoll, den Warrantpreis mit dem Optionsverhältnis zu multiplizieren, um so einen standardisierten Warrantpreis zu erhalten.

 

Underlying

Die Wertentwicklung eines Warrants hängt primär von der Wertentwicklung des zugrunde liegenden Underlyings (Basiswert) ab. Daher ist es für jeden potentiellen Investor unverzichtbar, sich zunächst eine klare Marktmeinung über den zugrundeliegenden Basiswert zu bilden.

Typische Basiswerte von Warrants sind Aktien, Aktienkörbe (Baskets), Devisen, Zinsinstrumente, Indizes oder auch Commodities.

Notieren Warrant und Basiswert nicht in derselben Währung, dann spielen neben der Kursentwicklung des Basiswertes zusätzlich auch noch die Wechselkurse der zugrundeliegenden Währungen eine Rolle.

 

Basispreis

Die Höhe des Basispreises (Exercise Price, Strike) ist der in den Optionsscheinbedingungen festgelegte Preis, zu dem der Warrantinhaber den Basiswert erwerben oder veräußern kann. Dabei ist ein Warrant als um so riskanter einzustufen, je weiter der aktuelle Preis des Basiswertes vom Basispreis entfernt ist. Je nachdem, ob der aktuelle Kurs des Basiswertes über, unter oder gleich dem Basispreis notiert, wird von einem Warrant, der im Geld (in the money), aus dem Geld (out of the money) oder am Geld (at the money) ist, gesprochen.

Im Allgemeinen bleibt der Basispreis des Warrants während der gesamten Laufzeit konstant. Ausnahmen können hier Aktien-Warrants bilden, deren Basispreis aufgrund von Kapitalmaßnahmen der zugrundeliegenden Unternehmen angepasst werden kann.

 

Restlaufzeit und Optionsfrist

Die Laufzeit eines Warrants – in der Regel bis zu 2 Jahre - umfasst den verbleibenden Zeitraum bis zum Verfallstag, an dem das Optionsrecht letztmals ausgeübt werden kann. Danach erlischt das Optionsrecht und der Warrant wird wertlos. Der Warrant hat also nur eine begrenzte "Lebensdauer".

Ceteris paribus vorausgesetzt verliert der Warrant jeden Tag an Wert, denn mit jedem Tag nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, dass sich der Preis des Warrants bis zum Verfallstag positiv verändert. Der Zeitwertverlust ist in den ersten Monaten sehr gering, gegen Ende der Laufzeit – etwa in den letzten 3 – 4 Monaten (betrachtet man einen Warrant mit einjähriger Laufzeit) – erhöht sich dieser Wert drastisch.

Der Zeitwertverlust wird mit dem griechischen Buchstaben Theta bezeichnet und lässt sich über nachfolgende Formel näherungsweise ermitteln:

Theta = (Preis des Warrants – Innerer Wert) / Restlaufzeit in Tagen

Von der Laufzeit ist die eigentliche Optionsscheinfrist zu unterscheiden. Die Options-scheinfrist gibt den Zeitraum bzw. den Termin an, innerhalb dessen bzw. zu dem das Optionsrecht ausgeübt werden kann. In Bezug auf den Ausübungszeitpunkt werden Warrants europäischen und amerikanischen Typs voneinander unterschieden:

Bei amerikanischen Warrants kann das Optionsrecht jederzeit (zu jedem Börsestag) während der Optionsfrist ausgeübt werden. Bei europäischen Warrants hingegen kann das Optionsrecht nur zu einem bestimmten Endfälligkeitstermin ausgeübt werden. An der Wiener Börse überwiegen amerikanische Warrants.

 

Volatilität

Die Volatilität ist eng verknüpft mit dem Zeitwertverlust, ihre Erhöhung kann durchaus eine Steigerung des Zeitwertes bewirken. Sind die Marktteilnehmer der Meinung, dass der Kurs des Underlyings künftig wesentlich stärker schwanken wird als bisher, steigert das die zur Berechnung verwendete Volatilität. Die Gewinnaussichten verbessern sich, was sich unmittelbar in einem höheren Zeitwert wie auch einem höheren Warrantpreis niederschlägt. Sowohl Preise der Puts als auch Calls korrelieren positiv mit der Volatilität.

Die Volatilität wird immer in [%] bezogen auf ein Jahr angegeben. Ein Wert von z.B. 30% bedeutet, dass der Kurs des Underlyings sich in einem Jahr innerhalb eines Bandes von ± 30 % bewegt.

Währungsschwankungen

Bei Warrants, die in einer anderen Währung als der Basiswert notieren, ist zusätzlich der Wechselkurs zu berücksichtigen. Dieser wird unter anderem von Faktoren wie Zinssatz, Wirtschaftswachstum, Inflation und Staatsverschuldung beeinflusst.

 

Kennzahlen

Um zu bestimmen, ob ein Investment in einen Optionsschein lohnenswert ist, werden verschiedene Werte als Entscheidungsgrundlage herangezogen.

Ausgangspunkt ist die eigene Markterwartung, z. B. ob mit steigenden, stagnierenden oder stark schwankenden Kursen zu rechnen ist. Die Optionsschein-Kennzahlen helfen dabei, den Optionsschein zu finden, bei dem man am meisten vom Eintreffen der Markterwartung profitiert, geben aber zugleich Auskunft über das Risiko, das dieses Investment beinhaltet.

Man sollte einzelne Kennzahlen nie isoliert für sich betrachten, weil ein einziger Wert das Chancen/Risiko-Profil nicht vollständig wiedergeben kann. Weiters muss man beachten, dass bei den Kennzahlen keine Transaktionskosten berücksichtigt sind.

 

Aufgeld (Agio)

Das Aufgeld (Agio) stellt dar, um wieviel teurer der Erwerb des Basiswertes durch Kauf des Optionsrechts mit sofortiger Ausübung desselben gegenüber dem direkten Erwerb des Basisobjekts ist.

Je höher das Aufgeld, desto unattraktiver der Optionsschein, da das Underlying stärker bis zum Verfallstag steigen (Call) bzw. fallen (Put) muss, damit der Anleger gerade keinen Verlust erleidet.Mit abnehmender Restlaufzeit verringert sich üblicherweise das Aufgeld des Optionsscheins.

 

Aufgeld p.a.

Das Aufgeld p.a. gibt an, um wie viel Prozent der Basiswert auf jährlicher Basis bis zur Fälligkeit des Optionsscheins steigen bzw. fallen muss, damit der Investor keine Verluste erleidet.

Auf diese Weise können Optionsscheine unterschiedlicher Restlaufzeiten miteinander verglichen werden.

 

Bewertungsniveau

Das Bewertungsniveau gibt die Abweichung von theoretischem Wert und tatsächlichem Kurs des Optionsscheins in Prozent vom theoretischem Wert an und ermöglicht einen Vergleich der Preiswürdigkeit verschiedener Optionsscheine auf einen identischen Basiswert.

Diese Kennzahl wird nach dem mathematischen Optionspreis-Modell von Black & Scholes berechnet. Negative Werte können auf unterbewertete Optionsscheine hindeuten.

 

Break Even

Diese Kennzahl gibt Auskunft darüber, wie viel man durch Kauf und Ausübung der Option für einen Basiswert bezahlt.

Steigt der Kurs des Basiswerts darüber, macht der Käufer eines Calls einen Gewinn, bleibt der Kurs darunter, ergibt sich für ihn ein Verlust.

Ein Käufer eines Puts macht einen Gewinn, wenn der Basiswert unter den Break-Even fällt und einen Verlust, wenn er darüber bleibt.

Break-Even für Calls

= Basispreis + Kaufkurs des Optionsscheins/Bezugsverhältnis

= Kurs des Basiswerts + Aufgeld

Break-Even für Puts

= Basispreis - Kaufkurs des Optionsscheins/Bezugsverhältnis

= Kurs des Basiswerts - Aufgeld

 

Delta

Das Delta wird nach dem mathematischen Optionspreis-Modell von Black & Scholes berechnet und ist ein Sensitivitätsfaktor, der angibt, welche Änderung des homogenisierten Kurses des Optionsscheins das Optionspreis-Modell prognostiziert. Die Höhe des Delta ist von der Moneyness des Optionsscheins abhängig und verändert sich als dynamische Kennzahl mit den Kursveränderungen des Basiswerts.

Ein Delta von 0,5 bedeutet z. B.: Wenn der Basiswert um einen kleinen Betrag steigt, steigt der homogenisierte Kurs des Optionsscheins um die Hälfte dieses Betrags. Analog sinkt in diesem Fall der Kurs des Optionsscheins, wenn der Basiswert fällt.

Delta ist positiv für Calls und negativ für Puts. Es nähert sich 0, je mehr der Optionsschein aus dem Geld gerät. Umgekehrt geht der Betrag von Delta gegen 1, je mehr inneren Wert der Optionsschein besitzt.

 

Ertragsgleichheit

Die Ertragsgleichheit drückt aus, ab welcher Performance des Basiswerts das Investieren in einen Call Optionsschein lohnender ist als das Kaufen des Basiswerts selbst. (Für Puts wird diese Kennzahl nicht berechnet.) Bei zu geringen Kursänderungen des Basiswerts ist ein Optionsschein von Nachteil.

Ertragsgleichheit p.a.

Ertragsgleichheit vereinheitlicht auf Prozent pro Jahr.

 

Parität

Die Parität ergibt sich aus der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswerts und dem Basispreis und entspricht somit dem Gewinn bzw. Verlust, der sich bei sofortiger Ausübung des Optionsscheins und einem zeitgleich durchgeführten Kompensationsgeschäft am Kassamarkt ergeben würde. Die Parität gibt an, wie weit der Optionsschein im Geld oder aus dem Geld ist.

Berechnung Call:

(Kurs Basiswert - Basispreis) * Bezugsverhältnis

Berechnung Put:

(Kurs Basiswert + Basispreis) * Bezugsverhältnis

Wenn die Parität positiv ist, dann entspricht sie dem Gewinn, den man durch sofortige Ausübung der Option machen kann. Diesen Gewinn nennt man inneren Wert des Optionsscheins. Der Kurs des Optionsscheins ist immer höher als sein innerer Wert. Der innere Wert sinkt im Gegensatz zur Parität nie unter 0, denn ein Optionsschein kann im schlimmsten Fall wertlos verfallen ohne weitere Verpflichtungen für den Inhaber.

 

Gamma

Dieser Sensitivitätsfaktor gibt die Änderung von Delta an, wenn der Kurs des Basiswerts steigt oder fällt. Je höher das Gamma, desto größer die Veränderung des Deltas, wenn sich der Kurs des Basiswerts ändert. Bei at-the-money Optionen ist das Gamma am größten. Gamma wird nach dem mathematischen Optionspreis-Modell von Black & Scholes berechnet.

Ein Wert von 0,1 bedeutet z. B.: Wenn der Basiswert um einen Betrag steigt, steigt Delta um ein Zehntel dieses Betrags.

 

Hebel

Verdeutlicht, wie viel Mal der Optionsschein prozentuell stärker schwankt als der Basiswert selbst. Große Werte zeigen erhöhte Chancen und Risiken an.

Berechnung Call:

Hebel = Kurs des Basiswertes / (Kurs des Optionsscheins * Bezugsverhältnis)

Berechnung Put:

Hebel = -[Kurs des Basiswertes / (Kurs des Optionsscheins * Bezugsverhältnis)]

Bei dieser Berechnung nimmt man an, dass der Optionsschein die absolute Kursveränderung des Basiswerts entsprechend seines Bezugsverhältnisses mitmacht, d. h. dass der Zeitwert konstant bleibt. Dies ist jedoch nur eine grobe Näherung, weil der Zeitwert in der Realität durch die Einschätzungen der Marktteilnehmer zustande kommt. Aussagekräftiger ist das Omega.

 

Historische Volatilität

Die historische Volatilität ist ein statistisches Maß für die Schwankungsintensität und gibt an, wie stark der Basiswert in den letzten 30 Tagen schwankte. Diese Kennzahl hat sie einen wesentlichen Einfluss auf die Bewertung von Optionsscheinen und wird nach dem mathematischen Optionspreis-Modell von Black & Scholes berechnet. Je höher die Volatilität des Basiswerts ist, desto teurer wird im Allgemeinen der Optionsschein sein.

Eine historische Volatilität von 20% bedeutet z. B.: In 2/3 aller Fälle ist der Kurs in einem Intervall von +/-20% um seinen Durchschnittswert gelegen. Dieser Parameter geht in die Berechnung des theoretischen Werts ein.

 

Homogenisierter Spread

Absoluter Spread dividiert durch das Bezugsverhältnis. Grundsätzlich gilt, daß ein geringer homogenisierter Spread die Attraktivität eines Investments aus Sicht des Anlegers erhöht. Dabei ist jedoch zu beachten, daß der homogenisierte Spread nur eines von vielen Bewertungsparametern sein sollte. Daneben sind weitere Kennzahlen, insbesondere die implizite Volatilität, detailliert zu untersuchen und entsprechend dem eigenen Risikoprofil als Gesamtheit in die Analyse einzubeziehen.

 

Implizite Volatilität

Mit der impliziten (eingepreisten) Volatilität versucht man, die Einschätzung der Marktteilnehmer sichtbar zu machen, denn relevant für den Kurs eines Optionsscheins ist nur die (geschätzte) zukünftige Volatilität, nicht die historische. Diese wird nach dem mathematischen Optionspreis-Modell von Black & Scholes berechnet und gibt an welchen Wert man für die historische Volatilität einsetzen müsste, damit nach dem Optionspreis-Modell der aktuelle Kurs gleich dem theoretischen Wert ist.

Eine niedrige implizite Volatilität eines Optionsscheins bedeutet aus Sicht des Investors beim Kauf eine vergleichbar günstige Bewertung.

Implizite Volatilität Ask

Zur Berechnung der impliziten Volatilität Ask wird der am Markt gehandelte Kurs des Optionsscheins (Ask, Briefkurs) in das zugrunde gelegte Optionspreismodell (Black & Scholes) eingesetzt. Der so ermittelte Wert stellt die Einschätzung der Marktteilnehmer auf der Verkaufsseite dar.

Implizite Volatilität Bid

Zur Berechnung der impliziten Volatilität Bid wird der am Markt gehandelte Kurs des Optionsscheins (Bid, Geldkurs) in das zugrunde gelegte Optionspreismodell (Black & Scholes) eingesetzt. Der so ermittelte Wert stellt die Einschätzung der Marktteilnehmer auf der Kaufseite dar.

 

Innerer Wert

Der innere Wert ergibt sich aus der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswerts und dem Basispreis und entspricht somit dem Gewinn, der sich bei sofortiger Ausübung des Optionsscheins ergeben würde. Da bei Optionsscheinen keine Verpflichtung zur Ausübung eingegangen wird, kann der innere Wert nicht negativ sein.

"im Geld"/ "in the money":

Ein Optionsschein weist einen inneren Wert auf, d.h. bei Call Optionsscheinen liegt der aktuelle Kurs über dem Basispreis, bei Put Optionsscheinen unter dem Basispreis.

"am Geld"/"at the money":

Basispreis und aktueller Kurs sind identisch.

"aus dem Geld"/"out of the money":

Der Optionsschein weist keinen inneren Wert auf. Der aktuelle Kurs des Basisinstruments liegt unter (Call) / über (Put) dem Basispreis.

 

Moneyness

Eine weitere Kennzahl, die angibt, wie weit der Optionsschein im Geld oder aus dem Geld ist. Im Unterschied zur Parität gibt die Moneyness die Werthaltigkeit des Optionsscheins als Abweichung von 1 an.

Berechnung Call:

Kurs des Basiswerts / Basispreis

Berechnung Put:

Basispreis / Kurs des Basiswerts

"im Geld"/ "in the money":

Die Moneyness eines Optionsscheins ist größer als 1, wenn der aktuelle Kurs des Basiswerts über (Call) bzw. unter (Put) dem Basispreis liegt.

"am Geld"/"at the money":

Der aktuelle Kurs des Basiswerts und der Basispreis sind ident. In diesem Fall ist die Moneyness gleich 1.

"aus dem Geld"/"out of the money":

Der Optionsschein hat eine Moneyness kleiner als 1, wenn der aktuelle Kurs des Basiswerts unter (Call) bzw. über (Put) dem Basispreis liegt.

 

Omega

Omega, auch "theoretischer Hebel" genannt, gibt die Elastizität des Optionspreises in Bezug auf eine Veränderung des Basiswertes in Prozentualwerten an. Durch die Berücksichtigung des Delta misst Omega die tatsächliche Hebelleistung des Optionsscheines.

Berechnung Call:

Hebel * Delta

Berechnung Put:

-(Hebel * Delta)

 

Rho

Das Rho gibt die Sensitivität des Optionspreises bezüglich der Veränderung des risikolosen Zinssatzes an. Diese Kennzahl erklärt den Einfluss von Zinsveränderungen auf den Optionsscheinpreis.

Das Rho eines Call-Optionsscheins ist stets positiv, weil der Wert eines Calls mit steigendem Zinsniveau ebenfalls zunimmt. Bei einem Put-Optionsschein hingegen ist das Rho immer negativ, weil ein Put mit steigenden Zinsen an Wert verliert.

Absoluter Spread

Das ist die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs (Bid und Ask). Grundsätzlich gilt, daß ein geringer absoluter Spread die Attraktivität eines Investments aus Sicht des Anlegers erhöht.

Spread in % des Briefkurses

Der Spread in % des Briefkurses drückt den Differenzbetrag zwischen Kaufkurs (Bid, Geldkurs) und Verkaufkurs (Ask, Briefkurs) in Relation zum Briefkurs aus und wird berechnet um die Spreads verschiedener Optionsscheine leichter vergleichbar zu machen. Grundsätzlich gilt, daß ein geringer Spread in % des Briefkurses die Attraktivität eines Investments aus Sicht des Anlegers erhöht.

 

Spread-Move

Der Spread-Move gibt an, um welchen Wert der Basiswert steigen bzw. fallen muss, damit der Call bzw. Put vom heutigen Bid- auf den heutigen Ask-Kurs steigt. Dabei wird angenommen, dass sich der Kurs des Optionsscheins entsprechend dem Delta verhält. Die Berechnung erfolgt nach dem Optionspreis-Modell von Black & Scholes. Ein geringer Spread-Move erhöht die Attraktivität eines Investments aus Sicht des Anlegers.

 

Theoretischer Wert

Der theoretische Wert wird mit Hilfe des mathematischen Optionspreis-Modells von Black & Scholes berechnet und stellt einen "fairen" Preis für den Optionsschein dar. Das ist der nach diesem Modell berechnete Preis eines Optionsscheins als mathematische Funktion unter Berücksichtigung von Stamm- und Kursdaten sowie z. B. dem Zinssatz für risikolose Kapitalanlagen. Sehr stark abhängig ist der theoretische Wert von der Volatilität und der Dividendenhöhe des zugrunde liegenden Basiswertes. Je höher die Volatilität, desto höher ist der theoretische Wert. Je höher die Dividende, desto niedriger wird der theoretische Wert bei einem Call und desto höher bei einem Put.

 

Theta

Das Theta stellt einen Sensitivitätsfaktor nach dem mathematischen Optionspreis-Modell nach Black & Scholes des Optionspreises unter Berücksichtigung der Restlaufzeit, den theoretischen Zeitwertverlust pro Tag, dar. Die Kennzahl gibt somit an, wie hoch der tägliche Zeitwertverlust der Option ist. Der Zeitwertverlust beschleunigt sich gegen Ende der Laufzeit. Theta erlaubt somit eine Aussage über den Zeitwertverfall des Optionsscheins.

Ein Theta von -0,0006 bedeutet z. B.: Laut Optionspreis-Modell würde der homogenisierte Kurs des Optionsscheins bei gleich bleibenden sonstigen Bedingungen bis morgen um 0,0006 EUR (oder USD etc.) verringern.

Transaktionskosten Move

Der Transaktionskosten-Move, errechnet nach dem mathematischen Optionspreis-Modell nach Black & Scholes, ergibt die notwendige Kursänderung des Basiswerts, um die beim Kauf und Verkauf des Optionsscheins anfallenden Kosten (z.B. Spesen) abzudecken. Dies geschieht unter der Annahme, dass sich der Kurs des Optionsscheins entsprechend dem Delta verhält.

Berechnung:

(Kurs des Optionscheins / Bezugsverhältnis * Transaktionskosten in %) / Delta

 

Vega

Vega stellt einen Sensitivitätsfaktor bezüglich der Volatilität des Basiswerts nach dem mathematischen Optionspreis-Modell nach Black & Scholes dar und gibt an, um wieviel der Optionswert bei einem Anstieg der Volatilität um 1 % steigt. Vega ist sowohl für Puts als auch Calls immer positiv. Ein hohes Vega bedeutet somit, daß der Optionsscheinkurs verhältnismäßig stark auf Veränderungen in der Volatilität des Basiswerts reagiert.

Ein Vega von 0,04 bedeutet z. B., dass der homogenisierte Kurs des Optionsscheins um 0,04 steigt, wenn die Volatilität des Basiswerts um einen Prozentpunkt steigt bzw. von den anderen Marktteilnehmern höher eingeschätzt wird.

 

Zeitwert

Aus der Differenz zwischen Optionsscheinkurs und innerem Wert errechnet sich der Zeitwert des Optionsscheins. Optionsscheine mit kürzeren Restlaufzeiten (bei gleichem Basiswert und gleichem Basispreis) haben in der Regel niedrigere Zeitwerte als solche mit längerer Laufzeit und somit eine abnehmende Gewinnchance für den Käufer. Der Zeitwert tendiert gegen 0 mit kürzer werdender Restlaufzeit, weil die Chance auf einen günstigen Kursausschlag des Basiswerts geringer wird.

Zeitwert-Move

Der Zeitwert-Move drückt aus, um welchen Betrag muss sich der Basiswert in die erwartete Richtung bewegen muss, damit der Zeitwertverlust durch einen Gewinn an innerem Wert wettgemacht wird.

Berechnung:

Theta / Delta